Jenseits der Massen

2020 – ein Jahr wie kein anderes in unserer jüngsten Geschichte. Für uns alle war es ein Jahr in dem wir Abstriche machen mussten, auf das Gewohnte verzichteten und neue Arten des Lebens kennenlernten. Doch es gab auch Bereiche, die von diesem Jahr 2020 profitierten: unsere Umwelt mit ihrer einzigartigen Artenvielfalt und einer einmaligen Flora und Fauna.

„Insel vor dem Kollaps“ zierte die letzten Jahre regelmäßig die Titelblätter renommierter Tageszeitungen. Doch stand es wirklich so schlecht um die Baleareninsel Mallorca? Für mich war es Grund genug, dieses Thema für meine schulische Diplomarbeit zu nutzen. Hierbei wurde die touristische Situation auf Mallorca unter dem Titel „Overtourism und Unbalanced Tourism“ auf 33 Seiten unter die Lupe genommen, obgleich auch ein ganzes Buch damit zu füllen wäre.

Es ist wichtig, den Tourismus nicht als Schandteufel zu titulieren, sondern aus einem möglichst neutralen Gesichtspunkt die Vor- und Nachteile zu betrachten. Denn es gibt auch die Möglichkeit einen Urlaub so nachhaltig wie möglich zu erleben. Ein Urlaub im Einklang mit der Natur und der Kultur und das zu einem fairen Preis, mit welchem faire Löhne bezahlt werden können. Der Tourismus ist weltweit eines der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine, vor allem für wirtschaftlich schwache Regionen.

Bereits seit vielen Jahren arbeitet Mallorca daran das „Klischee-Ballermann“ aus unseren Köpfen zu verbannen. Denn diesen negativen Beigeschmack hat die Insel nicht verdient! Der Inselrat und die Politik forcieren Umweltprojekte und Nationalparks auf der ganzen Insel. Ein Beispiel ist die vor Ort zu bezahlende Nächtigungsabgabe, welche für den Erhalt der Umwelt eingesetzt wird. In den letzten Jahren wurden auf Mallorca auch die Gehälter gesetzlich angepasst, um ein zu starkes Lohndumping zu verhindern.

Leider kämpft Mallorca nach wie vor mit einer sehr starken saisonalen Schwankung – zu Unrecht wie ich finde. Vor allem im Winter bieten die Nationalparks auf Mallorca eine atemberaubende Atmosphäre. Die teils menschenleeren Strände bieten die Möglichkeit für stundenlange Strandspaziergänge. Selbst im Februar sind Sonnenschein und Tagestemperaturen von 20 Grad Celsius keine Seltenheit. Die Winterzeit lässt sich auch nutzten um die Altstadt von Palma ohne Trubel zu erleben und auch die geheimen Bars und Cafes in Ruhe zu genießen. Die ruhige und, im Gegensatz zum Sommer, grüne Naturlandschaft lädt dazu ein, den oftmals trübseligen Wintermonaten zu entkommen und neue Kraft zu tanken.

Durch die CSR-Zertifizierung von Indigourlaub sowie die Mitgliedschaft beim Forum Anders Reisen verpflichten wir uns der Nachhaltigkeit – auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene. Diese Nachhaltigkeit tragen wir auch mit Stolz und Konsequenz in unseren Eigenhäusern weiter. So setzten wir auf keine Kurzurlaube zu Dumpingpreisen, Verzichten weitgehend auf Plastik sowie auf Chemie im Nutz- und Poolwasser. Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Mitarbeitern hat für uns einen sehr hohen Stellenwert.

Der Tourismus hat mit 2020 einen starken Dämpfer erlitten, doch dieser wird nicht von Dauer sein. Der Tourismus, das Entdecken von Neuem, das Entspannen, das Entschleunigen und das Fremde weckt in uns allen den Sinn nach Abenteuer und Erholung zugleich. Es ist jedem selbst überlassen wie man die wichtigste Zeit des Jahres – den Urlaub – verbringt. So können wir nur hoffen, dass der Tourismus die richtige Abzweigung erwischt und in Richtung Nachhaltigkeit geht. In Richtung fairem Umgang mit den natürlichen Ressourcen, mit den Kulturen, mit der Gesellschaft und mit der Natur. Deshalb darf ich noch die Schlussworte meiner Matura aus Deutsch anfügen: Quo vadis Tourismus?

Samuel Miko